Zur «Geranie» führt kein Weg zurück

Ein Wildbalkon

Ausgerechnet die Angst vor Wespen entfachte bei Katharina Heuberger die Liebe zu Wildbienen. Neun Jahre ist es her, seit der klassische Sommerflor auf ihrem Münchner Balkon einheimischen Wildpflanzen wich. Anfangs als schrullig belächelt, ist die Amateurgärtnerin heute anerkannte Botschafterin des Naturgartengedankens.

 

Katharina Heuberger ist weder gelernte Gärtnerin noch studierte Biologin. Auslöser für ihr Interesse an Wildpflanzen war die Entdeckung der Wildbienen. In der Folge hat sie sich immer mehr für die heimische Flora begeistert: «Es gibt so viele unterschiedliche Charaktere, jede ist eine Persönlichkeit für sich.» Hier gibt die begeisterte Balkongärtnerin Praxistipps zum Ein- und Umstieg.

Topfgrösse

Je grösser, umso besser. Dann gibt es mehr Raum für Wurzeln und Bodenleben, Wasser wird besser gespeichert und Schwankungen von Feuchtigkeit und Wärme sind geringer.

 

Substrat

«Bodenkunde ist ein eigenes Studium!», sagte ein Profi-Gärtner einmal zu mir. Für den Anfang kann man es aber mit folgendem Allround-Rezept versuchen. Dazu mischt man 2/3 gute torffreie Bio-Pflanzenerde und 1/3 Sand. Ungewaschener lehmhaltiger Sand ist zu bevorzugen, da sich die Nährstoffe an den Lehm binden.

 

Ein- und Mehrjährige

Erfolgserlebnisse stellen sich am schnellsten ein, wenn man in Balkonkästen Samenmischungen einjähriger einheimischer Wildblumen aussät. Von Experimenten mit Staudensamen-Mischungen rate ich ab. Von der Grösse der oft feinen Samen lässt sich nicht auf die spätere Grösse der Pflanzen schliessen. Zudem haben starke Arten die Tendenz, schwächere zu verdrängen. Und manche blühen erst im zweiten oder dritten Jahr.

 

Aussaat oder Topfware

Bei Wildstauden rate ich zum Kauf in Töpfchen, in Bio-Qualität. Diese Pflanzen sind dann schon so kräftig, dass sie bereits im ersten Jahr blühen und sich gut entwickeln, wenn ihnen die Standortbedingungen zusagen.

 

Zwiebelblüher

Wildtulpen und -krokusse fand ich schon immer spannend, noch bevor ich Wildbienen kannte. Heute fülle ich die Töpfe aber selektiver, im Hinblick auf den Nutzen für Bienen. Eine Kombination von Zwiebeln und Stauden hat bei mir nicht funktioniert. Zieht das Laub in den Zwiebeltöpfen nach der Blüte ein, schiebe ich sie einfach in die hinteren Reihen. Ist alles verwelkt, grabe ich sie aus, übersommere sie und pflanze sie im Herbst wieder ein. Auch wenn das mühsam ist, beim Einbuddeln spürt man den nächsten Frühling.

 

Giessen

Normalerweise giesse ich alle Pflanzen mit der Giesskanne, nach Bedarf. Für Ferienzeiten hätte ich am liebsten eine Giesspartnerschaft. Aktuell nutze ich eine Bewässerungsanlage, wenn wir verreisen. Auf beiden Balkonen steht eine 300-l-Wassertonne mit Tröpfchenbewässerung und umgedrehte Flaschen mit Tonkegeln für besonders Durstige. Es ist keine Hightech-Anlage, aber sie überbrückt Zeiten, in denen ich nicht da bin.

 
Mit einem Naturbalkon beschenkt man sich selbst. Und erfährt die Freuden der Naturentdeckung auf Augenhöhe. Meine Wespenphobie ist übrigens verflogen. Auf dem Balkon fühle ich mich wie eine kleine Naturforscherin.
— Katharina Heuberger
 
 

Wer auf die Natursafaris von Katharina neugierig geworden ist, findet weitere spannende Informationen und Fotos in ihrem Blog «Wilder Meter».

 
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