Trug-, Fehl- und Wasseranschlüsse

Texte: Nicole Häfliger

Unvermutet clever: Begrünen

Wenn der Regen wochenlang ausbleibt, man be­reits Schwielen vom Giesskannentragen hat und einem angesichts der nächsten Wasserrechnung schwindelt, mag der Gedanke naheliegen, sich des Grüns ein für alle Mal zu entledigen. Ein Fehl­schluss, denn es gilt das Gegenteil – je mehr Pflan­zenmasse, desto besser. Auf und im Umkreis von begrünten Flächen ist es nämlich spürbar kühler und feuchter. Eine lückenlose Bepflanzung bietet dabei nicht nur uns Schatten, Kühlung und Schutz vor Wind und Wetter, sondern auch dem Boden. Ein geschützter und somit gesunder, poröser Bo­den speichert einem Schwamm gleich Wasser, das erneut in den Wasserkreislauf eingespeist wird. Etwa dann, wenn die Pflanzen transpirieren und das verdunstete Wasser in die Atmosphäre abge­ben. Doch nicht nur mit Dürre kommt ein begrün­ter Boden besser zurecht, sondern auch mit Stark­ regen.

Schlau gärtnert, wer auf die Hilfe der Natur setzt. Schon eine Hecke auf Wetterseite bricht aus­ trocknende oder kalte Winde, begrünte Hauswän­de und Dächer sorgen drinnen wie draussen für besseres Klima und eine vielfältige, höhengestaffel­te Bepflanzung erschliesst Wasser in unterschiedli­chen Bodentiefen. Auch die Topografie kann man nutzen, zum Beispiel eine Senke für ein Kraterbeet oder Versickerungsbecken oder ganz klassisch für einen Teich.

Und schliesslich lässt sich das, was gratis vom Himmel kommt – wenn es das denn tut –, ganz direkt verwenden.

Auf einen Blick

  • Bereits die obersten 10 cm eines humosen porösen Bodens können bis zu 50 l Niederschlagswasser pro Quadratmeter aufnehmen

  • Verschwitzte Mengen pro Tag: Sonnenblume 1 l, Fichte 10 l, Buche/Eiche 40 l, Birke 100 l

  • Eine 1,5 m hohe Hecke kann die Windgeschwindigkeit um 50 % und die Verdunstung auf 20 % senken

 

Erstaunlich sauer: Regenwasser

Sauber- oder Meteorwasser nennt man es, das Regenwasser von Dächern, Plätzen oder Strassen. Früher wurde es, sofern nicht als Brauchwasser genutzt, möglichst unsichtbar in die Kanalisation geleitet. Das jedoch belastet Kläranlagen stark, besonders bei Starkregen, und unterbricht den natürlichen Wasserkreislauf. Heute ist man schlauer. So achtet man immer mehr darauf, das Regenwasser vor Ort versickern zu lassen.

Am besten wäre, so könnte man meinen, der direkte Weg vom Dach in einen Teich. Doch das ist ein Trugschluss. Das vielgepriesene Nass ist nichts anderes als destilliertes Wasser ohne Mineralstoffe, dafür aber mit Fremdkörpern und Schadstoffen aus der Luft oder vom Dach. Hinzu kommt, dass es mit einem pH-Wert von 5,6 relativ sauer ist (wohlgefällig auch «weich» genannt). Dies ist der Kohlensäure zu verdanken, dem im Wasser gelösten CO2 aus der Atmosphäre. Rauscht bei Starkregen nun übermässig Regenwasser in den Teich, kann das sensible Ökosystem leiden, wenn nicht gar kippen. Der Regen verdünnt einerseits den Mineraliengehalt des Teichs und belastet ihn mit eventuellen Schadstoffen, andererseits senkt er auch dessen pH-Wert, der zwischen 7 (neutral) und 9 (hart) liegt.

Anders als ein Teich kann der Boden die Säure des Regens problemlos puffern, ihn filtern und mit Mineralien anreichern. Wer also Dachwasser für den Teich nutzen möchte, sollte es zuvor durch ein Versickerungsbecken leiten.

Übrigens: Regen kommt dem pH-Wert unserer Haut (4,7–5,75) deutlich mehr entgegen. Wer weiss, vielleicht macht er ja auch darum so sprichwörtlich schön.

Auf einen Blick

  • Der durch Luftver­schmutzung verursachte saure Regen der 1990er­-Jahre wies einen pH­-Wert zwischen 4,2 und 4,8 auf

  • 25l/m2 in einer Stunde – so viel ist bei Starkregen der Stufe 2 zu erwarten

 

Überraschend hart: Rasen

Als schön kann man einen Rasen in Dürrezeiten kaum bezeichnen: Apokalyptisch rotbraun kommen die Grashalme daher und betritt man sie, knistert es herbstlich unter den Füssen. Wer da nicht in Panik gerät und am liebsten fünf Rasensprenger aufstellt ... nun, der hat es schon erlebt: Ein normaler Rasen ist erstaunlich hart im Nehmen. Was zuvor mausetot erschien, wird unverdrossen grün, sobald sich das Wetter normalisiert.

Noch härter im Nehmen ist die als Rasenunkraut verschriene Schafgarbe Achillea millefolium. Regelmässig gemäht, bildet sie einen flachen, dichten Teppich, der weich, aber trittfest ist und auch in Dürrezeiten lange grün bleibt. Wer das ausprobieren möchte, kann ja einfach mal Schafgarbensamen verstreuen, wo der Rasen eh schon Lücken aufweist. Das wäre allemal besser, als – wie einige dürregeplagte Kalifornier – Rasen mit grüner Farbe zu bestreichen.

Auf einen Blick

  • 600 – 800 l Wasser verbraucht ein Rasensprenger pro Stunde

    Zum Vergleich:

  • Der durchschnittliche Wasserverbrauch einer Person in der Schweiz beträgt 127 l / Tag

 
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Von Aasgeiern, Algen und Augen

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Aus der Samen-Wundertüte