Rauhnacht-Räuchermischung

Zur Wintersonnwende

Text und Illustration: Giovina Nicolai

Jedes Jahr stelle ich meine Räuchermischung für die Rauhnächte etwas anders zusammen, je nach aktuellen Themen, Erntemöglichkeiten und Pflanzenvorkommen. So spiegelt sie jährlich das aktuelle Leben in ihren vielfältigen Formen wider. Immer befolge ich jedoch die unten stehende Basisrezeptur:

 

Basisrezeptur für eine Rauhnacht-Räuchermischung

25% Harze, welche einer Räuchermischung die Basis, das Fundament geben:

- Fichtenharz (Picea abies)
- Föhrenharz (Pinus sylvestris) und weitere Harze von Pinus-Arten

40% Basiskräuter, welche in einer Rauhnachtmischung nicht fehlen sollten:

- Beifuss (Artemisia vulgaris)
- Schafgarbe (Achillea millefolium)
- Wachholder (Juniperus communis)

Alle drei sind traditionelle Rauhnacht-Pflanzen, mit schützenden und reinigende Eigenschaften.

25% Zusatzkräuter, welche jährlich variieren und die aktuelle Zeit/Thematik widerspiegeln:

Beispiele von Wildpflanzen:

- Labkräuter (Galium odoratum, G. mollugo, G. verum)
- Dost (Origanum vulgare)
- Quendel (Thymus serpyllum)
- Wiesensalbei (Salvia pratensis)
- Rainfarn (Tanacetum vulgare – nur sparsam verwenden!)
- Mädesüss (Ulmaria filipendula)
- Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris)
- Wermut (Artemisia absinthum – nur sparsam verwenden!)
- Steinklee (Melilotus officinalis)

Beispiele von Gartenpflanzen:

- Lavendel (Lavandula angustifolia oder fürs Räuchern noch geeigneter L. spica)
- Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
- Salbei (Salvia trifolium)
- Rosenblüten (Rosa damascena)
- Lorbeer (Laurus nobilis – nur sparsam verwenden!)

10% der letztjährigen Räuchermischung, da die Vergangenheit die Basis der Zukunft ist. (Alternativ durch weitere Zusatzkräuter ersetzen)

Von obigen Pflanzen kann eine individuelle Mischung hergestellt werden. Bei der Auswahl (nebst der Verfügbarkeit) achte ich auf drei Kriterien:

1) Die materielle Botschaft, weche durch ihre Wirkstoffe hervorgerufen wird. Die Hitzeeinwirkung auf das Pflanzenmaterial kann diese Wirkungen jedoch verändern und beeinträchtigen.

2) Weiter spielt die symbolische Botschaft eine wichtige Rolle. Diese basiert auf der Signatur der Pflanze, welche stark durch unsere gesellschaftlich-kulturelle Interpretation geprägt ist.

3) Und letztlich ist eine Pflanze durch die persönliche Botschaft geprägt. Duftstoffe haben einen direkten Zugang zu unseren Erinnerungen und Gefühlen und tragen somit bei jeder Person ganz persönliche Botschaften in sich.

In einer Räuchermischung für die Rauhnächte finde ich letztere Stufe fast am wichtigsten. So soll die Mischung einem helfen, das letzte Jahr zu reflektieren, im Jetzt zu verweilen (und teils auszuharren) und ins kommende Jahr zu schauen. Da sind Pflanzen mit persönlichen Botschaften die passendste Unterstützung.

 

Am Sonntag, 3. Dezember 2023, veranstaltet Giovina Nicolai einen Rauhnächte-Workshop im Atelier opak in Köniz.

Das ausführliche Porträt über den Beifuss (Artemisia vulgaris) findest Du in der Oktober/November-Ausgabe 2023.

 

«Pflanzen in ihrem natürlichen Umfeld und mit allen Sinnen kennen zu lernen»…

…ist ein Anliegen von Giovina Nicolai, Drogistin und Galenikerin*. Auf ihrer Website Pflanzenlabor in Oberburg (BE) gibt es dazu verschiedene Angebote wie Workshops und monatliche Pflanzenpäckli.

*) Galenik ist die Lehre von der Zusammensetzung und Zubereitung bzw. Herstellung von Arzneimitteln.

 
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